Die LEI-Nummer: Globaler Standard oder unnötige Doppelung?

Containerhafen als Symbol für internationalen Handel mit Wirtschaftsgütern

Vor einiger Zeit fiel mir bei der Kontrolle einer Buchhaltung der Beleg einer Firma auf, die meinem Mandanten eine jährliche Gebühr für die Nutzung einer so genannten „LEI-Nr.“ in Rechnung stellte.

Weder hatte ich zuvor von dieser Firma je etwas gesehen oder gelesen, noch von dieser Nummer.

Um die Kontierung dieser Eingangsrechnungs prüfen und korrekt vornehmen zu können, musste ich also zunächst einmal verstehen, um was für eine Nummer es sich handelte.

Was verbirgt sich also hinter dieser Nummer mit der Abkürzung LEI, die im internationalen Handel gebräuchlich zu sein scheint?

Wann und warum wurde sie eingeführt, von wem wird sie vergeben und wie unterscheidet sie sich von der neuen europäischen Wirtschafts-Identifikationsnummer (W-IdNr.), die seit November 2024 vom Bundeszentralamt für Steuern an Unternehmer ausgegeben wird?

Dieser Beitrag klärt für dich die wichtigsten Fragen.

1. Was ist eine LEI?

Die Legal Entity Identifier (LEI)-Nummer ist eine international einheitliche Kennung für Unternehmen und Organisationen, die im Finanzmarkt oder internationalen Handel tätig sind.

Sie besteht aus 20 alphanumerischen Zeichen und dient dazu, rechtliche Einheiten (juristische Personen) weltweit eindeutig zu identifizieren.

2. Warum wurde sie eingeführt?

Die LEI wurde als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 eingeführt, um mehr Transparenz in Finanztransaktionen zu bringen.

Vor der Einführung der LEI-Nummer war es schwierig, wirtschaftlich verbundene Unternehmen über Grenzen hinweg zu identifizieren.

Mit der LEI soll es leichter werden, Risiken und Verflechtungen von Unternehmen innerhalb der Finanzmärkte nachzuvollziehen.

3. Auf welcher Rechtsgrundlage wird sie vergeben?

Die LEI basiert auf dem ISO-Standard 17442 und wird von der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) verwaltet.

  • EU-Rechtsrahmen:
    • MiFID II / MiFIR (Markets in Financial Instruments Regulation, Verordnung (EU) Nr. 600/2014) → Verpflichtung für Unternehmen, die Finanzinstrumente handeln, eine LEI-Nummer zu haben.
    • EMIR (European Market Infrastructure Regulation, Verordnung (EU) Nr. 648/2012) → Pflicht zur Verwendung des LEI für Derivategeschäfte.
    • CRR (Capital Requirements Regulation, Verordnung (EU) Nr. 575/2013) → Verwendung des LEI für Banken zur Risikobewertung und Berichterstattung.
  • Internationale Standards:
    • ISO 17442-1:2020 → Definiert den LEI als Standard zur Identifikation juristischer Personen.
    • FATF-Empfehlungen (Financial Action Task Force) → Förderung des LEI zur Verbesserung der Transparenz im Finanzsektor.

4. Wer vergibt die LEI-Nr.?

Vergabe und Verwaltung erfolgen über akkreditierte Vergabestellen (Local Operating Units, LOUs), die von der GLEIF zugelassen sind.

Dazu gehören in Deutschland beispielsweise die Bundesanzeiger Verlag GmbH, GS1 Germany GmbH oder internationale Institutionen wie Bloomberg oder London Stock Exchange.

5. Wie erfolgt der Antrag der LEI-Nr.?

Der Antrag erfolgt online über die jeweiligen Webseiten der Anbieter und erfordert Informationen zur Unternehmensstruktur.

6. Wo wird sie eingesetzt und warum verlangt?

Die LEI-Nummer ist in folgenden Bereichen verpflichtend oder empfohlen:

  • Finanztransaktionen: Banken, Investmentfonds und Unternehmen, die mit Finanzinstrumenten handeln, benötigen eine LEI zur Identifikation.
  • Internationale Handelsplattformen: Viele Plattformen fordern eine LEI zur Verifizierung von Unternehmen, um Betrug zu verhindern.
  • Zollabwicklung und Logistik: Einige Logistikunternehmen und Speditionen (z. B. DHL) verlangen eine LEI zur eindeutigen Identifikation von Importeuren.
  • Meldepflichten: Vorschriften wie MiFIR (Markets in Financial Instruments Regulation) oder EMIR (European Market Infrastructure Regulation) machen die LEI für bestimmte Berichte zwingend erforderlich.

7. Inwieweit unterscheidet sie sich von der europäischen Wirtschafts-Identifikationsnummer?

Die LEI dient der globalen Identifikation von Unternehmen im Finanz- und Handelsbereich, während die Wirtschafts-Identifikationsnummer (W-IdNr.) eine nationale Steuerkennziffer ist.

Wichtige Unterschiede:

  • Zweck: Die LEI ist für Finanzmarkt- und Handelsregulierung gedacht, die W-IdNr. für steuerliche Identifikation in Deutschland.
  • Geltungsbereich: Die LEI ist international, die W-IdNr. ist auf Deutschland begrenzt.
  • Vergabestelle: Die LEI wird von akkreditierten Vergabestellen der GLEIF verwaltet, die W-IdNr. vom deutschen Finanzamt.

8. Warum greift die EU nicht auf den internationalen Standard zurück?

Die EU verfolgt mit der Wirtschafts-Identifikationsnummer steuerliche und verwaltungsrechtliche Zwecke, die über die Finanzmarktkontrolle hinausgehen.

Zudem sind nationale Steuerbehörden nicht direkt mit der GLEIF verbunden. Würde die EU nur die LEI verwenden, müssten sich alle Unternehmen verpflichtend eine LEI zulegen, was viele kleinere Betriebe unnötig belasten würde.

Die W-IdNr. hingegen soll eine umfassende steuerliche Digitalisierung auf nationaler Ebene ermöglichen.

9. Gibt es noch andere relevante Aspekte?

Ein spannender Punkt ist die mögliche Vereinheitlichung der Identifikationsnummern in der Zukunft.

Es macht in meinen Augen Sinn, dass die W-IdNr. und die USt-IdNr. in ein einheitliches europäisches System überführt werden.

Dies könnte die Bürokratie für Unternehmen reduzieren und die EU-weite Unternehmensidentifikation vereinfachen. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Fazit

Die LEI ist ein wichtiger Standard für den globalen Finanz- und Handelssektor, während die W-IdNr. auf nationale steuerliche Zwecke ausgerichtet ist.

Unternehmen, die international agieren, sollten prüfen, ob sie eine LEI benötigen, um ihre Transaktionen effizient und regelkonform abzuwickeln.

Gleichzeitig müssen sie nationale steuerliche Identifikationsnummern wie die W-IdNr. oder die USt-IdNr. in steuerlich relelvaten Dokumenten nutzen.

Quelle: Mit Hilfe von ChatGPT zusammengestellt.

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