Als Kind hatte ich keinen besonderen Berufswunsch, an den ich mich heute noch erinnern könnte. Ich wusste aber ziemlich genau und schon sehr früh, dass ich – anders als ich es von meinen Eltern vorgelebt bekam – Beruf und Leben nicht würde voneinander trennen wollen.
Obwohl mein Vater ein sehr guter Techniker und Konstrukteur im Bereich Maschinen- und Rohrleitungsanlagenbau war und seine Arbeit sehr geliebt haben muss, wurde zuhause niemals über seine Arbeit gesprochen.
Meine Mutter hatte vor ihrer Heirat Buchhalterin in einer großen Düsseldorfer Versicherungsgesellschaft gelernt und schien diese Berufswahl nicht bereut zu haben. Nach ein paar Jahren im Ausland und ihrer Heirat tauschte sie jedoch diesen Beruf gerne zugunsten der Mutter- und Hausfrauenrolle ein. Erst als meine Schwester und ich größer wurden, überlegte sie wieder arbeiten zu gehen.
Meine Grundschullehrerin, Frau Erika Pfeiffer, war wohl über die ganze Zeit mein erklärtes Vorbild, denn sie schien in ihrem Beruf aufzugehen und ihr Privatleben wunderbar mit dem Beruf verbinden zu können.
Aus heutiger Sicht fügte sich im Laufe der Zeit alles so, wie es offenbar sein sollte: Meine heutige Arbeit als Steuerberaterin entspricht unbedingt meinen Neigungen und Vorlieben und sowohl mein beruflicher Werdegangs als auch meine persönliche Entwicklung tragen dazu bei, den Herausforderungen dieses Berufes gewachsen zu bleiben.
Inhaltsverzeichnis
Meine drei ersten Berufswünsche
Als Kind und Jugendliche habe ich Bücher verschlungen und viel gehandarbeitet, später meine Kleidung auch nach eigenen Schnitten selbst genäht, meine Pullover nach eigenen Entwürfen gestrickt und die Haare meiner Schwester, unserer Puppen und Freundinnen mit großer Experimentierfreude frisiert.
- Als erster Berufswunsch kam also Kostüm- und Maskenbildner am Theater in Frage. Hier hätte ich auf dem Weg dorthin meine Vorliebe für Schneiderei und Schnitttechnik, Frisuren und Kosmetik zum Beruf machen können und Design studieren dürfen. Dieser Weg erschien mir nach verschiedenen Konsultationen von Berufsberatungsstellen hingegen zu mühsam; ich wollte schließlich schnell Geld verdienen und von meinen Eltern unabhängig sein.
- Mein zweiter Berufswunsch Journalist oder Autor werden zu wollen, scheiterte daran, dass es in diesem Beruf keine vorhersehbaren Erfolgs- und Verdienstaussichten gibt. Ich hätte daher gerne Germanistik und Geschichte studiert, aber das Magisterstudium alleine schien keine finanzielle Sicherheit zu bieten und auf Lehramt zu studieren, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Mit 18 wollte ich mir einfach nicht vorstellen, als Beamter ein vorgezeichnetes Leben führen zu müssen. Damals fehlten mir freilich die Reife und der Mut, eine wirklich freie Entscheidung für mein Wunschstudium zu treffen.
- So habe ich mir erst einmal auf Anraten meiner Eltern eine „vernünftige“ Ausbildungsstelle als Kauffrau im Groß- und Außenhandel gesucht. Schon nach drei Wochen war mir zwar klar, dass mich eine normale Sachbearbeitung nie interessieren würde, aber ich wollte die einmal begonnene Ausbildung nicht wieder abbrechen. Meine Ausbilder waren allesamt sehr engagiert, liebten ihre jeweiligen Tätigkeiten und ließen mich von Anfang an interessante Aufgaben erledigen, Urlaubsvertretungen wahrnehmen und an ihren jeweiligen Führungsaufgaben teilhaben. Meine Ausbildung war also alles andere als gewöhnlich oder gar eintönig und so habe ich während meiner Ausbildung sehr viele gute und wertvolle Grundlagen für das spätere Berufsleben legen können. Ich bin also froh und dankbar, diese zwei Jahre dort und auf diese Weise verbracht zu haben.
Gibt es einen roten Faden?
Berufswunsch Nr. 1 verlief im Sande
Mit der Schneiderei habe ich irgendwann aufgehört, weil der Rücken zu sehr schmerzte. Auch meine Einstellung zu Kosmetik und Trendfrisuren hat sich im Laufe der Zeit verändert.
Wäre ich früher niemals ungeschminkt aus dem Haus gegangen und kaum einem Frisurentrend gegenüber abgeneigt gewesen, hat sich dieser „Hang zur Verkleidung“ zwischenzeitlich zugunsten einer natürlichen Lässigkeit gelegt.
Manchmal laufe ich in Rüttenscheid an den vielen Friseurläden vorbei und danke meiner Fügung, die ich mich hat in eine andere Richtung gehen lassen.
Berufswunsch Nr. 2 und 3 fügten sich gut
Meiner Liebe zum Wort, gesprochen oder geschrieben, bin ich mein ganzes Leben lang treu geblieben.
Zwar habe ich weder Germanistik noch Geschichte studiert (leider!), noch arbeite ich heute als Journalist oder schreibe oder verlege Bücher.
Während des Studiums der Betriebswirtschaft, der späteren Ausbildung zur Steuerberaterin und während der vielen anderen Weiterbildungen wäre es ohne diese Begeisterung für das Wort kaum denkbar gewesen, mich fortzubilden und als Person zu entwickeln.
Struktur und Ordnung als roter Faden
Ordnung, Ordnung, liebe sie – denn sie spart dir Zeit und Müh.
Der Eintrag meiner Mutter in mein geliebtes Poesiealbum entstammte womöglich einem Liederbuch 1881 – 1890 | 1885, dessen Gesinnung ich heute ganz bestimmt ablehnen würde.
Da ich diesen Zusammenhang aber soeben erst herausgefunden habe (Google sei Dank!), hat mich dieser gut gemeinte Rat meiner Mutter wie ein roter Faden durch mein berufliches Leben begleitet und die Suche einer gewissen Struktur und Ordnung hat mir durchaus wertvolle Dienste erwiesen.
So hat dieser Eintrag im Poesiealbum für mich bis heute nichts von seiner Schlichtheit, Richtigkeit oder gar Aktualität eingebüßt.
Kauffrau im Groß- & Außenhandel
Mitte der 1980er Jahre habe ich während meiner ersten kaufmännischen Ausbildung zur Kauffrau im Groß- & Außenhandel lernen und erfahren dürfen, wie perfekt ein mittelständisches Unternehmen organisiert sein kann.
Es war offensichtlich, dass die miteinander verabredete Organisation allen im und am Unternehmen tätigen Menschen Struktur und Ordnung gab und im Ergebnis zum wirtschaftlichen Markterfolg des Unternehmens beitrug.
Freilich erst im Laufe meiner darauffolgenden Lehr- und Wanderjahre in und für andere Unternehmen und Menschen habe ich verstanden und wertschätzen gelernt, wie gut durchdacht die damals schon weitestgehend digitalisierten Arbeitsabläufe im Unternehmen ineinandergriffen und wie reibungslos die Organisation auf allen Ebenen des Unternehmens funktionierte.
Steuerberaterin aus Berufung
Mir fiel im Laufe der Zeit außerdem auf, dass sehr viele Menschen – und zwar unabhängig von ihrem Alter, ihrem Ausbildungshintergrund oder ihrer beruflichen Tätigkeit – Schwierigkeiten damit haben, nicht nur relevante und irrelevante Informationen auseinander zu halten, sondern auch zwischen Vertrag, Rechnung und Zahlungserinnerung zu unterscheiden. Auch die Beherrschung der Grundrechenarten können nicht unbedingt vorausgesetzt werden.
Die Beschäftigung mit wirtschaftlichen, steuerrechtlichen und sozialversicherungsrechtlichen Zusammenhängen wird insbesondere im privaten Kontext der Menschen, aber auch bei Selbständigen und in vielen, vor allem kleinen und inhabergeführten Unternehmen häufig in Gänze vernachlässigt.
„Was will ich als Person, Steuerberaterin und Unternehmerin bewirken?“ Mit dieser Frage habe ich mich im Mai 2023 eingehend befasst und die Suche nach der richtigen Positionierung führte mich zur eigenen Bestimmung.
Was möchte ich noch erreichen?
Und weil das so ist, werde ich nicht müde, bei jeder Mandatsübernahme zu allererst auf diese Zusammenhänge hinzuweisen und die essentiellen Basics für das Führen eines Unternehmens zu klären.
Zusammenfassung
Obwohl ich also ursprünglich nicht geplant hatte, Steuerberaterin zu werden, zeigt sich rückblickend, dass mein beruflicher Werdegang und meine persönlichen Interessen ideal auf die Anforderungen dieses Berufs abgestimmt sind.
Die Fähigkeiten und Erfahrungen, die ich im Laufe meines Berufslebens gesammelt habe, sowie meine persönlichen Neigungen und Vorlieben, haben mich bestens auf die heutigen Aufgaben und zukünftigen Herausforderungen als Steuerberaterin vorbereitet.
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